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(weitere Orte faschistischen Grauens in Sachsen)
Bereits Anfang Juni 1933 fand in dem durch SA-Gruppierungen eingerichteten KZ Sachsenburg bei Frankenberg in Sachsen der erste Lagerappell statt. Die Gefangenen waren Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter und kamen meist aus dem KZ Plaue und aus verschiedenen Chemnitzer Haftstätten in das KZ Sachsenburg, das unter Leitung von SA-Standartenführer Max Hähnel stand. Später wurden Juden, Zeugen Jehovas und Pfarrer im Lager inhaftiert.
Die Wachtruppe bestand sowohl aus SA - als auch SS-Angehörigen.
Daran erinnerten, gedachten und mahnten am 31. Mai und 1. Juni 2025 über viele Bürgerinnen und Bürger in der Gedenkstätte.
KZ Sachsenburg war eines der frühesten faschistischen Konzentrationslager und bestand von Mai 1933 bis August 1937 und war ab 1934 das einzige Konzentrationslager in Sachsen. Das Lager gilt als Bindeglied zwischen denfrühen Konzentrationslagern und dem späteren KZ-System sowie als Experimentierfeld und Ausbildungsstätte der Lager-SS.
Zum gleichen Zeitpunkt entstanden in ganz Sachsen hunderte kleine Haft- und Folterstätten, die im Laufe des Jahres 1933 aufgelöst wurden.
Im August 1934, nach dem inszenierten "Röhm-Putsch", übernahm das "SS-Sonderkommando Sachsen" das bislang SA-geführte Konzentrationslager. Daraufhin wurde das KZ nach dem von Theodor Eicke im KZ Dachau eingeführten System neu organisiert. Das KZ Sachsenburg diente fortan als militärische Ausbildungsstätte der SS-Wachtruppe. Die Übernahme des Lagers durch die SS bedeutete eine deutliche Verschlechterung der Haftbedingungen. Gewalt und Misshandlungen nahmen zu. Im April 1935 wurde die Prügelstrafe offiziell eingeführt.
Mit der Einrichtung größerer zentralisierter Konzentrationslager wie Sachenshausen und Buchenwald wurde das KZ Sachsenburg aufgelöst. Im Juli 1937 wurden Gefangene nach Sachsenhausen und teilweise direkt weiter nach Buchenwald transportiert. Auch die Angehörigen des SS-Kommandanturstabes und der Wachtruppen folgten zu einem großen Teil den Häftlingen in die neu errichteten Konzentrationslager. Damit fanden in Sachsenburg entwickelte und erprobte Organisationsprinzipien und Foltermethoden Eingang in das KZ-System. Die genaue Zahl der Gefangenen lässt sich mangels Überlieferung von Häftlingslisten nicht bestimmen. Die Forschung geht von insgesamt mehr als 10.000 Inhaftierten aus. Bislang konnten die Namen von 7200 Sachsenburg-Häftlingen ermittelt werden.
Die Zahl der Gefangenen, die im KZ Sachsenburg ermordet wurden, starben oder sich selbst töteten, lässt sich nicht genau bestimmen. Laut dem ehemaligen Häftling Hugo Gräf kamen allein in der Zeit zwischen August 1934 und Ende 1935 insgesamt 20 Häftlinge durch Folterungen zu Tode.
Nach 1945 wurden Mahnmale auf dem ehemaligen Gelände des KZ Sachsenburg errichtet. Im Ortswappen von Sachsenburg erinnert bis heute ein rotes Dreieck an die politischen Häftlinge des Lagers. 1974 wurde in dem von einer volkseigenen Betrieb genutzten Fabrikgebäude ein Gedenkraum eingerichtet. Darin wurde das antifaschistische Erbe der ehemaligen politischen Häftlinge in der DDR dargestellt. Insbesondere Jugendgruppen besuchten die Gedenkstätte und wurden dabei vom Sachsenburger Lehrer Gottfried Weber und dessen Frau betreut. Nach dem Ende der DDR wurde die Ausstellung im ehemaligen Fabrikgebäude in Sachsenburg geschlossen, das 1968 errichtete Mahnmal blieb erhalten.
Seit den 1990er-Jahren betätigen sich verschiedene Initiativen vor Ort für die Erinnerung an die KZ-Geschichte von Sachsenburg. Die 2009 gegründete „Lagerarbeitsgemeinschaft Sachsenburg“ sowie die 2018 aus der „Initiative Klick“ hervorgegangene „Geschichtswerkstatt Sachsenburg“ setzen sich für die Wiedereinrichtung einer Gedenkstätte ein.
Im Juni 2018 beschloss der Stadtrat Frankenberg die Errichtung einer Gedenkstätte. Diese sollte von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten gefördert werden. Als erster Schritt entstand eine Außenraumausstellung in Form eines „Pfades der Erinnerung“ und eine Dauerausstellung im ehemaligen Kommandanturgebäude.
Nach heftigen Protesten soll der zweite Teil des vorliegenden und umfassenden Projektes der Gedenkstätte KZ Sachsenburg nun mehr, so die Nachricht aus Regierungskreisen, finanziell gesichert werden
KZ Hohnstein war ein sogenanntes „frühes Konzentrationslager“ in Hohnstein in der Sächsischen Schweiz von März 1933 bis August 1934. Am 8. März 1933 besetzten SA-Leute des Sturmes 5/100 die Jugendburg Hohnstein und funktionierten sie in ein Konzentrationslager um. Ab dem 14. März kamen die ersten Gefangenen in das Lager.
Bei den Inhaftierten handelte es sich meist um NS-Gegner - größtenteils Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter– und andere dem Nationalsozialismus Missliebige aus dem Großraum Dresden, so 17 Zeugen Jehovas. Es waren aber auch etwa 400 Jugendliche auf der Burg inhaftiert.
Bis August 1934 wurden ungefähr 5.600 Menschen nach Hohnstein verschleppt. Die Bewachung erfolgte durch Angehörige des Pirnaer SA-Sturmes 177. Es starben mehrere Häftlinge an den Folgen der Peinigung durch SA-Angehörige, einige nahmen sich das Leben. Insgesamt gab es ca. 40 Todesopfer. Nach der Entmachtung der SA im Zuge des "Röhmputsches" übernahmen am 30. Juni 1934 Angehörige der SS die Bewachung. Das Lager wurde am 25. August 1934 aufgelöst. Viele der Häftlinge wurden in das KZ Sachsenburg verlegt.
Am 1. Oktober 1939 wurde das Gefängnis als Offizierslager Oflag IV-A wieder eröffnet. Bis Ende 1940 wurden hier polnische, französische und niederländische Offiziere inhaftiert.
Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein befand sich in der ehemaligen Festung Schloss Sonnenstein bei Pirna. Die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein erinnert an die dortigen Ereignisse.
In den Räumen der Festung wurden in den Jahren 1940 und 1941 durch Faschisten mindestens 14.751 Menschen ermordet. Dabei handelte es sich vorwiegend um psychisch Kranke und geistig Behinderte. Dies geschah ab 1939 unter dem Namen "Euthanasie" im Rahmen der reichsweit zentral koordinierten und weitgehend geheim gehaltenen "Aktion T4" der Faschisten zur "Vernichtung lebensunwerten Lebens". Die Tötungsanstalt der Faschisten diente damit auch der personellen, organisatorischen und technischen Vorbereitung des Holocaust.
Im Dezember 1939 wurde die Anstalt durch einen Erlass des sächsischen Innenministers aufgelöst und als Reserverlazarett und Umsiedlerlager eingerichtet.
Im Frühjahr 1940 ließ die Berliner „Euthanasie“-Zentrale in einem abgeschirmten Teil des Anstaltsgeländes eine Tötungsanstalt einrichten: Im Keller eines Krankengebäudes wurden eine Gaskammer installiert und ein Krematorium eingebaut. Die Leichen wurden in einer Ofenanlage verbrannt. Am 28. Juni 1940 nahm die Vernichtungsanstalt ihren Betrieb auf. An diesem Tag wurden zehn Patienten aus der Heil- und Pflegeanstalt Waldheim vergast. In den Jahren 1940/1941 waren hier insgesamt mehr als 100 Angestellte als Ärzte, Pfleger, Fahrer, Schwestern, Bürokräfte und Polizisten tätig. Mehrmals wöchentlich wurden Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten mit Bussen abgeholt und auf den Sonnenstein gebracht.
Ermordet wurden auf dem Sonnenstein Frauen und Männer aller Altersstufen und selbst Kinder, die u.a. aus aus dem „Katharinenhof“ im sächsischen Großhennersdorf, der Landesanstalten Chemnitz-Altendorf, Arnsdorf, Großschweidnitz, Waldheim und Zschadraß sowie aus Thüringen, Schlesien, Ostpreußen, Westpreußen, Sudengebiet und Bayern kamen.
Im Sommer 1941 wurden mehr als tausend Häftlinge aus den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Buchenwald und Auschitz ermordet.
Das Sächsische Krankenhaus Großschweidnitz ist ein psychiatrisches Krankenhaus im sächsischen Großschweidnitz.
Für die Vernichtungsaktion "T4" diente die Anstalt als Zwischenanstalt für die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein. So wurden etwa am 9. Juli 1941 272 Patienten der Provinzial-Heil-und Pflegeanstalt Kortau nach Großschweidnitz verlegt, von diesen wurden 131 Patienten am 22. Juli, 92 am 28. Juli und weitere 5 am 14. August nach Pirna-Sonnenstein verlegt und dort ermordet. Ab Dezember 1943 bestand in der Landesanstalt eine sogenannte "Kinderfachabteilung".
Allein zwischen Mitte 1943 und September 1944 wurden in Großschweidnitz rund 2400 Patienten getötet. Insgesamt wurden von 1939 bis 1945 über 5000 Personen ermordet. Mitwissend beziehungsweise mitbeteiligt waren Ärzte und Pflegepersonal.
Das Gefängnis Hoheneck bei Stollberg in Sachsenwurde nach der Machtübernahme der Faschisten 1933 kurzzeitig als Gefängnis für Männer - politische Schutzhaft - genutzt. Danach wurde es weiterhin als Zuchthaus für verurteilte „Verbrecher“, darunter auch viele antifaschistische Widerstandskämpfer, genutzt.
An der Rolle des Gefängnisses in der Zeit des Faschismus muss weiter gearbeitet werden.
Im Zuchthaus Waldheim in Sachsenwurden während der Zeit des Faschismus viele politische Gefangene inhaftiert. Typische Haftgründe waren „Hören feindlicher Rundfunksendungen und antifaschistischer Propaganda“, "Wehrkraftzersetzung" und „Vorbereitung zum Hochverrat“.
Auf dem Zuchthausgelände befand sich auch die Heil-und Pflegeanstalt Waldheim.
Das Zuchthaus diente ferner medizinischen Versuchen. Die ausgesuchten Häftlinge wurden isoliert und erhielten eine Vitamin-A-freie Kost. Ergebnis waren deutliche Gesundheitsbeeinträchtigungen im sechsten Monat des Versuchs, insbesondere der Sehfunktionen und der Blutzusammensetzung.
Im Zuchthaus Bautzen waren zwischen 1933 und 1945 politische Gegner aus der KPD und der SPD und Angehörige weiterer von den Faschisten verfolgter religiöser Gruppen, wie Zeugen Jehovas, Reformadventisten und kirchliche Oppositionelle, inhaftiert. Dabei arbeitete die Gefängnisleitung eng mit der Gestapo zusammen.
Dr. Hans Brenner und seine 50 Mitstreiter haben ein umfangreiches Werk über die Anfänge der Konzentrationslager in Sachsen vorgelegt.
Die Neuerscheinung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung wirft ein neues Licht auf die Zeit der Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 in Sachsen. Zu den Themen zählen das System der Frühen Konzentrationslager von 1933 bis 1937 (mit mindestens 80 sächsischen Städten und Gemeinden), die politischen Prozesse gegen Gegner des NS-Systems, Opferschicksale aus den verschiedenen Verfolgten-Gruppen und die als Todesmärsche bezeichneten Evakuierungsmärsche aus Konzentrationslagern und deren Außenlagern ab Herbst/Winter 1944 über sächsisches Territorium.
Mit einem umfangreichen Datenanhang und vier thematischen Karten liefert das Buch neuestes Forschungsmaterial für die sächsische Heimat- und Landesgeschichte.
Brenner, Hans / Heidrich, Wolfgang / Müller, KlausDieter / Wendler, Dietmar (Hrsg.) NS-Terror und Verfolgung in Sachsen.
Von den Frühen Konzentrationslagern bis zu den Todesmärschen Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Dresden 2018, 624 S
Erinnerungnen von Richard Thiede (1906 - 1990) Herausgegeben von Gert Thiede
Zu diesem Bericht Im Januar 1984, mit bereits 78 Jahren, hat mein Vater versucht, sein persönliches Leben schriftlich festzuhalten.
Sein Ziel war es, die Erinnerungen einmal in einer Schrift zusammenzufassen und der Öffentlichkeit oder einem Museum zur Verfügung zu stellen. Dabei kam es ihm vor allem darauf an, die in Zeiten politischer Engstirnigkeit mancher Funktionäre, ihre abwertende und abweisende Einschätzung zum Wirken der Freien-Arbeiterunion-Deutschlands (FAUD) in der Betrachtung der Arbeiterbewegung richtig zu stellen. ....
"Tagebuch eines Kriegsgefangenen" von Jan Deremaux (Herausgeber: AKuBiZ e.V., Schössergasse 3, 01796 Pirna, www. akubiz.de)
Das ursprüngliche Tagebuch aus den Niederlanden basiert auf Notizen auf losen Blättern. Während seines Aufenthaltes vom Februar bis April 1945 in Pirna hat Deremaux diese selbst zu einem Tagebuch zusammen getragen. Dem Tagebuch sind Texte vorangestellt die das Kriegsgefangenenwesen, die Kriegswirtschaft des Deutschen Reiches und das System der Zwangsarbeit sowie die spezifische Situation der niederländischen Kriegsgefangenen und die Geschichte der Burg Hohenstein beleuchten.(RB)