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Durch den von Deutschland angezettelten 2. Weltkrieg wurde das beherrschte Territorium
größer und es erhöhte sich ebenfalls die Zahl der Konzentrationslager sowie die
der darin Inhaftierten. Die Anzahl der KZ-Häftlinge stieg von August 1939 von etwa
21.000 bis zum Jahresbeginn 1942 auf 80.000.1 Im Juli 1942 befanden sich bereits
98.000 und im August schon 115.000 Inhaftierte in den Konzentrationslagern.2 Dabei
änderte sich nicht nur die nationale, sondern auch die soziale Zusammensetzung der
Häftlinge grundlegend: Deutsche Häftlinge, vor dem Krieg fast die einzigen in den Lagern,
wurden zu einer immer noch bedeutsamen Minderheit, Ausländer bildeten nun die
große Mehrheit. Bei den Inhaftierten handelte sich es meist um jüdische Bürger aus den
überfallenen Ländern.
Dieses wachsende Potential an Menschen wurde zum Einsatz in der Kriegsproduktion
für den "Endsieg" eingesetzt. Einen ersten Hinweis über diese "Sklavenarbeit" findet man
beim Reichsjustitzminister Otto Thierack, als Notiz aus einer Beratung mit Göbbels.:
"Vernichtung durch Arbeit", vom 14. September 1942. Am 15. September 1942 kam es
zur Vereinbarung zwischen dem SS -Wirtschafts-und Verwaltungshauptamtes (SSWVHA)
und dem Rüstungsministerium über die Verwendung von KZ Häftlingen zwischen
Oswald Pohl (Chef WVHA) und dem Minister für Rüstungs-und Kriegsproduktion,
Albert Speer. Am 22. 09. 1942 kamen Hitler, Himmler und Speer überein, KZ Häftlinge
durch die SS an Industriebetriebe zu "vermieten".
Weil der Bedarf an Arbeitskräften in den Rüstungsbetrieben nicht mit Zivilarbeitern
gedeckt werden konnte und immer mehr Soldaten für die Wehrmacht aus den Betriebsbelegschaften
rekrutiert wurden, kam es bereits ab Ende 1942 bis zum Kriegsende zum
systematischen Einsatz von KZ-Häftlingen in der Kriegswirtschaft.
Mit der Schaffung des SS-Wirtschafts-und Verwaltungshauptamtes am 1. Februar
1942 verdiente die SS in ihren eigenen Unternehmungen sowie durch den Einsatz und
die Überstellung von Häftlingen in die Rüstungsproduktion und damit die schonungslose
Ausbeutung der KZ-Häftlinge ganz besonders. Dank der Häftlinge wurde die SS zum
zahlenmäßig „zweitgrößten“ Arbeitgeber im NS-Regime. Sklavenarbeit, Menschenverachtung,
Demütigung, schlechte und ungenügende Ernährung, völlig unzureichende medizinische
Betreuung, schlechte Bekleidung und Gewalt in den bestehenden Außenlagern
der KZ-Stammlager eskalierte insbesondere von Januar bis zur Befreiung im April/
Mai 1945 weiter.
Außenlager im Territorium des heutigen Chemnitz
In Chemnitz sowie in Siegmar-Schönau, damals noch eine selbständige Stadt, gab es
1944/45 ein KZ-Außenlager. Bis Ende des Krieges produzierte die Auto Union AG in
zwei Werkhallen der Wanderer Werke AG für die Rüstung. Das Hauptwerk befand sich
an der heutigen Jagdschänkenstraße. Das Wohnlager für ausländische Arbeitskräfte mit
dem Namen "Landgraf" wurde 1942 in Siegmar-Schönau zwischen heutiger Jagdschänkenstraße
und Anton-Günther-Straße in der Nähe der Neefestraße errichtet. In
diesem Lager waren die Zwangs-und Westarbeiter sowie Kriegsgefangene mit Stacheldrahtzaun
und vier Wachtürmen in Baracken getrennt untergebracht. Hier trafen am 10.September 1944 400 männliche, jüdische Häftlinge aus Polen und einigen anderen
europäischen Ländern ein. Es entstand ein Außenlager des KZ Flossenbürg.
Am 11. September
1944 versuchten die Alliierten
durch einen
Bombenangriff die
Rüstungsproduktion der
AutoUnion AG zu stoppen.
Das Werk in Siegmar
wurde stark getroffen
und 85 Arbeitskräfte,
darunter 40 Ausländer,
kamen ums Leben.
Die Häftlinge aus Polen,
die direkt aus dem KZ
Auschwitz kamen, setztemangleich
bei der Beseitigung
der Bombenschäden
ein. Nach einigen
Tagen war die Rüstungsproduktion
wieder
im Gange. So erfolgte
der Häftlingseinsatz
Wohnlager "Landgraf"
weiter für die Fertigung
von Teilen des für den Wehrmacht-Panzer „Tiger“ bestimmten Maybach-Motors HL
230 sowie von LKW-Getriebeteilen.4 Im November 1944 kamen noch 50 ungarische
Häftlinge zur Verstärkung. Im Außenlager Siegmar Schönau starben sechs Häftlinge. Die
Todesursachen wurden noch nicht erforscht. Der körperliche Zustand der Häftlinge
war durch die schwere Arbeit und minderwertige Nahrung katastrophal. Am 10.
Dezember 1944 erfolgte die Auflösung des Außenlagers und die Häftlinge gingen im
Fußmarsch über Grüna nach Hohenstein-Ernstthal in ein Barackenlager auf dem Schützenplatz.
Um den Ausfall der Rüstungsproduktion zu minimieren, wurde durch die Auto Union AG
die Fertigung von Panzermotoren in der während des Krieges stillgelegten Textilfabrik
Laurenz & Wilde in Hohenstein-Ernstthal, Antonstraße 4, durch die Häftlinge weitergeführt.
In Sachsen gehörten zum Auto-Union Konzern noch je ein Außenlager in Zwickau,
Hohenstein-Ernstthal, Zschopau, Oederan und Wilischthal. Insgesamt waren in diesen
Rüstungsbetrieben 3.220 KZ-Häftlinge und tausende Fremdarbeiter sowie Kriegsgefangene
tätig. Durch die Verlagerung der Panzermotoren-Produktion von Siegmar-Schönau
nach Leitmeritz (Litomerice) entstand das größte Außenlager des KZ Flossenbürg
mit ca. 18.000 Häftlingen; wobei um die 4500 Menschen zu Tode kamen. Weitere 3.500
Häftlinge, die das Arbeitspensum in Leitmeritz nicht mehr schafften, schickte man zurück
in die Stamm-KZ, was für die Mehrheit den sicheren Tod bedeutede.
In der Konzerngeschichte gab es nicht nur den Fahrzeugbau für friedliche Zwecke, und
die Auto-Union war nicht nur ein guter Arbeitgeber, sondern hatte an der Rüstung durch
Einsatz von Ausländern gut verdient.
Die Konzernleitung befand sich in der Scheffelstraße, gegenüber des jetzigen VW-
Werkes. Die Chefs der Konzernleitung setzten sich rechtzeitig mit ihren Familien in die
amerikanisch besetzte Zone ab und nahm auch Dokumente und Patente der Auto Union
AG mit.
Dr. Hans Brenner und seine 50 Mitstreiter haben ein umfangreiches Werk über die Anfänge der Konzentrationslager in Sachsen vorgelegt.
Die Neuerscheinung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung wirft ein neues Licht auf die Zeit der Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 in Sachsen. Zu den Themen zählen das System der Frühen Konzentrationslager von 1933 bis 1937 (mit mindestens 80 sächsischen Städten und Gemeinden), die politischen Prozesse gegen Gegner des NS-Systems, Opferschicksale aus den verschiedenen Verfolgten-Gruppen und die als Todesmärsche bezeichneten Evakuierungsmärsche aus Konzentrationslagern und deren Außenlagern ab Herbst/Winter 1944 über sächsisches Territorium.
Mit einem umfangreichen Datenanhang und vier thematischen Karten liefert das Buch neuestes Forschungsmaterial für die sächsische Heimat- und Landesgeschichte.
Brenner, Hans / Heidrich, Wolfgang / Müller, KlausDieter / Wendler, Dietmar (Hrsg.) NS-Terror und Verfolgung in Sachsen.
Von den Frühen Konzentrationslagern bis zu den Todesmärschen Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Dresden 2018, 624 S
Erinnerungnen von Richard Thiede (1906 - 1990) Herausgegeben von Gert Thiede
Zu diesem Bericht Im Januar 1984, mit bereits 78 Jahren, hat mein Vater versucht, sein persönliches Leben schriftlich festzuhalten.
Sein Ziel war es, die Erinnerungen einmal in einer Schrift zusammenzufassen und der Öffentlichkeit oder einem Museum zur Verfügung zu stellen. Dabei kam es ihm vor allem darauf an, die in Zeiten politischer Engstirnigkeit mancher Funktionäre, ihre abwertende und abweisende Einschätzung zum Wirken der Freien-Arbeiterunion-Deutschlands (FAUD) in der Betrachtung der Arbeiterbewegung richtig zu stellen. ....